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Heimatverein: Sütterlin gesucht

Bericht der Rheinischen Post vom 29.10.2010

von dirk richerdt

Eine Schriftform, die viele, vor allem jüngere Menschen nicht mehr sicher zu lesen vermögen, das ist Sütterlin. Bis vor etwa 60 Jahren war dies allerdings die verbreitetste Schriftform, die für handschriftliche Aufzeichnungen gewählt wurde. Solche Textaufzeichnungen, beispielsweise Chroniken, Tagebücher oder Briefe, sind noch heute zahlreich in Familienbesitz.

Hoffnung auf historische Quellen

Der Historische Ausschuss im Heimatverein Odenkirchen möchte, wie Mitglied Hans-Gert Lingen erklärt, die Geschichtsschreibung des Stadtteils voranbringen. "Dies soll möglichst lückenlos bis zur Gegenwart geschehen", erklärt Lingen. Er betont, dass die Odenkirchener Geschichte dank der Forschung des verstorbenen Pfarrers Franz Rixen bis in die 1960er Jahre erschlossen sei. Doch der Pfarrer habe bevorzugt Ereignisse aus dem kirchlichen Bereich dokumentiert. Nun hoffen die Mitglieder des Historischen Ausschusses, dass in Privathaushalten schriftliche Quellen schlummern, die wichtig für Erkenntnisse über die Geschichte Odenkirchens sein können.

"Diese privaten Aufzeichnungen", so Lingen, "sind vielfach noch in der alten Sütterlinschrift abgefasst." Lingen macht diese Schriftart keine Probleme. Also bietet der Heimatverein an, von Odenkirchener Bürgern bereitgestellte Handschriften zu übertragen und auszuwerten. Später soll dann eine Abhandlung in Buchform folgen.

Dazu startet der Heimatverein einen Aufruf. Helmut Wallrafen-Dreisow, Geschäftsführer der Sozialholding der Stadt, habe vollste Unterstützung zugesagt, berichtet Lingen. Wallrafen-Dreisow habe dem Heimatverein zum Beispiel die ehemalige Kapelle des zum Altenheim umgewidmeten Odenkirchener Krankenhauses angeboten. Dort ist eine Bibliothek mit PC-Anschlüssen eingerichtet, wo die Sütterlin-Experten gemeinsam mit Senioren die Texte, Tagebücher, handschriftliche Urkunden und andere Aufzeichnungen, übertragen können. Die Leihgeber erhalten ihre Unterlagen zurück.

Bisher haben sich neun Sütterlin-Kundige um Hans-Gert Lingen geschart, die alte Handschriften sichten und übertragen möchten. Lingen hofft auf rege Beteiligung. Textquellen können dienstags und freitags von 10 bis 12 Uhr in der Geschäftsstelle des Heimatvereins, im Burgturm Odenkirchen an der Burgstraße, abgegeben werden.

 

Übertragung einer Urkunde aus dem Jahre 1917

Sterbeurkunde

 

Nr. 212

Odenkirchen, am 21. Juli 1917

 

Von dem 1. Ersatz-Bataillon des königlich-preußischen Infante-

rie-Regiments 161 - Roßabteilung - wird mitgeteilt,

dass der Unteroffizier der Reserve der 9. Kompanie

dieses Regiments, Färber Heinrich Windges,

28 Jahre, 1 Monat alt, katholischer Religion,

wohnhaft in Odenkirchen,

geboren zu Odenkirchen, Ehemann von Helene, geborene

Hagers,

Sohn des Invaliden Heinrich Windges und seiner Ehe-

frau Katharina, geborene Rommerskirchen, beide

wohnhaft in Odenkirchen,

vor Arras

am ersten Juni

des Jahres 1915

verstorben sei undzwar an den erhaltenen Verwundungen. Die genaue

Stunde des Todes hat nicht ermittelt werden können. Nach amtlicher

Feststellung des Bürgermeisteramtes

Odenkirchen ist der Geburtsname der Ehefrau des Verstorbenen nicht

Hagers, sondern Heyes. Die Eltern des Verstorbenen sind beide in

Odenkirchen verstorben. Vorstehend 22 Druckworte gestrichen –

 

Der Standesbeamte:

In Vertretung: Scholz

Dass vorstehender Auszug mit dem Sterbe-Haupt-Register des Standesamtes zu 

Odenkirchen

gleichlautend ist, wird hiermit bestätigt.

Odenkirchen, am 21. Juli 1917

 

Der Standesbeamte:

In Vertretung: Scholz

Siegel des Standesamtes Odenkirchen


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